Visuelle Appelle!
Rhetorik in Piktogrammen
Piktogramm Design | Designtheorie | 2021
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Es ist mittlerweile »common sense«, dass Werbung sich mitunter rhetorischer Mittel bedient und persuasiv wirkt. Doch wie ist das im Infodesign? Sind auch Piktogramme auf Flughäfen rhetorisch? Oder sind sie neutrale Informationsträger (man denke an Otl Aichers »geometric man«)? Gebots- und Verbotsschilder appellieren an uns und geben Anweisungen. Aber was ist mit der Formensprache? Können auch Leit- und Orientierungssysteme einem Ort Charakter geben und eine Wohlfühl-Atmosphäre schaffen? Meine Masterarbeit geht der Frage nach Neutralität beziehungsweise Kontextualität von Piktogrammen nach und definiert rhetorische Wirkziele. Als Ergänzung habe ich fünf renommierte, international tätige Designer:innen zu diesem Thema befragt: Erwin K. Bauer, Ruedi Baur, Andreas Koop, Sibylle Schlaich und Andreas Uebele. Ihre Aussagen bestätigen meine These, dass Piktogramme alles andere als »neutral« sind.
Im Praxis-Teil habe ich für den niederösterreichischen Auftraggeber »Bildung hat Wert (BhW)« zwei gegensätzliche Piktogramm-Sets entwickelt – ein reduziert-abstraktes und ein konkret-illustratives. Das BhW ist eine Sozialeinrichtung, die Alphabetisierungs- und Deutschkurse anbietet. Die Piktogramme greifen das bestehende Corporate Design in den NÖ-Landesfarben (blau und gelb) behutsam auf. Die Formensprache leitet sich aus der Schrift »Ubuntu« ab, die Corporate Font der Einrichtung.